B a u beratung
Baubiologie & Feng Shui
Sabine Schubert

Sanierung einer denkmalgeschützten Havel-Villa

Altes wieder zum Leben erwecken

Im Frühling 2005 entdeckten die Bauherren ein repräsentatives, schönes Gebäude von 1898 mit pseudo-holländischer Fassade, Wasserblick, ein Garten- und Ruinengrundstück - mitten in einem gepflegten Dorf an der Havel, das sogar noch über ein funktionierendes Gasthaus verfügt – im Havelland heute eine Seltenheit und für Berliner Kneipengänger kein ganz unwichtiger Aspekt bei der Entscheidung für einen Umzug aufs Land.

Der Wunsch der Bauherren

Die Bauherren wagten es, dieses Objekt zu kaufen und mich mit der Sanierung zu beauftragen. Ihr Wunsch war es, ihre 168 m² große Berliner Altbau-Mietwohnung zu verlassen und sich stattdessen auf dem Dorf ein neues Zuhause zu schaffen mit mehr Platz als zuvor für kreative Arbeit, Bibliothek und Gäste. In dem ehemaligen Stall sollte ein Maler-Atelier eingerichtet werden.

Die Bausubstanz des Hauses war durch Undichtigkeiten im Dach schon beschädigt, das Mauerwerk wies Risse auf, die aber älteren Datums waren. Der Baukörper war noch ursprünglich, nicht durch unschöne Um- oder Anbauten verändert und gut geeignet für die zukünftige Nutzung. Bei der Ausführung sollten vor allem ortsansässige Handwerker beteiligt werden.

Teilabriss und Wiederherstellung

Da das Dachgeschoß des Wohnhauses ausgebaut werden mußte und Eingriffe in die Statik nötig waren, stellte ich Ende 2005 den Antrag auf Baugenehmigung. Als erstes ging es darum, die Genehmigung für den Stall zu bekommen. Dieser war an der zum Haus zugewandeten Giebelseite sehr stark beschädigt und drohte einzustürzen. Durch Teilabriß wurde die Länge des Stalls von fast 32 m auf ca. 28 m reduziert. Dadurch wurde auch zwischen Wohnhaus und Stall mehr Raum geschaffen. Es entstand eine „Piazzetta“, zugleich ein Vorteil für den Brandschutz. Der neue Giebel wurde mit alten Abbruchziegeln (Auflage des Denkmalamtes) wieder neu und sehr schön aufgemauert, der ehemalige Giebel diente als Vorlage.

Sicherung des Stalls

Der Stall war zur Zeit seiner Errichtung nur mit unzureichenden Fundamenten ausgestattet worden. Dadurch hatte er überall Setzungsrisse bekommen und driftete immer mehr auseinander. Folgende notwendigen statischen Maßnahmen wurden ergriffen: Sämtliche Stahlträger der preußischen Kappendecke wurden mit drei Stahlbändern kraftschlüssig verbunden, die letzen beiden Felder wurden betoniert und übernahmen zusammen mit den Stahlbändern die Aufgabe eines Ringankers. Außerdem wurden die Fundamente unterfangen, das Mauerwerk vieler Stürze und die Traufe ausgebessert und zusätzliche Stützen gestellt. Zerstörte Felder der Kappendecke wurden original wieder hergestellt.

Baumaßnahmen im Wohnhaus

Erst dann konnte mit den Bauarbeiten des Wohnhauses begonnen werden. Hier wurde vor allem die Decke über dem EG verstärkt und dort neu eingebaut, wo die alte weggefault war. Im UG wurden zusätzliche Stützen als Verstärkung der Statik eingebaut. Die Träger der preußischen Kappendecke waren schon stark verrostet, zum Teil nur noch blätterteigartige Fragmente. Sie wurden vom Rost befreit, verstärkt und gestrichen. Im EG wurde Perlitedämmung unter die Dielung in den Hohlraum zwischen preußischer Kappendecke und Dielung eingebracht. Da das Haus unter Denkmalschutz steht, kam nur eine Innendämmung in Frage. Im OG sollte diese aus Mineralschaumplatten eingebaut werden, die ansässigen Handwerker setzten sich hier leider durch, so daß eine Innenschale aus Ytong-Steinen mit Blähtondämmung im Zwischenraum eingebaut wurde. Die Materialien sind baubiologisch auch in Ordnung, aber der Dämmwert um einiges schlechter.

Die Sparren des Daches wurden mit 35 mm starken Holzweichfaserplatten beplankt, die Zwischensparrendämmung besteht aus Zellulose, der Innenausbau des Daches erfolgte mit Gipskartonplatten. Die Innenwände im OG sind Sichtfachwerkwände, z.T. ohne Gefache, z.T. verputzt und unverputzt, die alten Lehmsteine sichtbar. Der Boden im OG bekam eine neue Dielung.

Die Decke des 2. Obergeschosses wurde auf einen Steg reduziert, der jeweils 2 kleine Giebelkammern erschließt. Dadurch konnte der darunterliegende große Bibliotheksraum besser belichtet werden und es entstand ein interessantes Raumgefüge.

Baubiologische „Allüren“

Eine große Herausforderung war die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Handwerkern, die meine baubiolobischen „Allüren“ nicht immer ernst nahmen. Es wurde trotzdem ein baubiologisches Haus, denn es wurden fast ausschließlich baubiologische Materialien verwendet, Wände und Dach sind dampfdiffusionsoffen und hygrokopisch ausgeführt. Alle Elektroarbeiten wurden mit abgeschirmten Kabeln ausgeführt; innen wurde alles mit Kalcium-Silikat-Farbe gestrichen.

Stolz bin ich darauf, daß sich die Bauherren sehr wohl in ihrem neuen Domizil fühlen und mich immer wieder dankbar loben, obwohl die Arbeiten mehr Geld und Zeit in Anspruch genommen haben als vorgesehen. Aber das ist beim Bauen wohl oft so.

Dipl.-Ing. Sabine Schubert
(im November 2007)